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    Claudia    
  Fabian Peter weiblich, geb 1969  
    Renate & Peter
Radio Reportage
WDR 5
   
  Kerstin    


Wir wollen Bisexualität ein Gesicht geben undengagieren uns deshalb bei Uferlos. Oft werden wir gefragt, wiewir leben, wie alt wir sind, wie unser Outing war usw. Kurz: Werwir überhaupt sind. Einen ersten Eindruck wollen wir euch andieser Stelle vermitteln. Wenn ihr Fragen oder Kommentare habt,dann schreibt uns einfach: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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weiblich, Jahrgang 1969
Aufgewachsen in einer scheinbar rein heterosexuellen Kleinstadt hat mich trotzdem schon in meiner Jugend das Thema gleichgeschlechtliche Liebe fasziniert. Da ich als Jugendliche eine große Theoretikerin war, blieb es lange Zeit bei der Theorie. Woher aber überhaupt die Motivation kam oder was konkrete Auslöser für mein Interesse waren, kann ich im Rückblick nicht ausmachen. Vielleicht einfach die simple Tatsache, dass ich bisexuell bin und es auch schon war, bevor es mir bewusst wurde?

Dass ich selbst bisexuell und nicht heterosexuell bin, wurde mir mit Anfang zwanzig bewusst. Meine erste sexuelle Erfahrung mit einer Frau hatte ich ein paar Jahre später. Eine Beziehung mit einer Frau zu leben, konnte ich mir damals aber nicht vorstellen. Beziehungen hatte ich ausschließlich mit Männern. Diese Tatsache und auch meine Einstellung dazu änderten sich erst, als ich mich mit Mitte/Ende zwanzig zum ersten Mal in eine Frau wirklich und heftig verliebte.

Mein Umfeld (sowohl in Köln als auch die Freunde aus der alten Heimat), das mich bis dahin immer als heterosexuell wahrgenommen hatte, ging mit der Tatsache, dass an meiner Seite plötzlich eine Frau und kein Mann war, sehr gelassen um. Allerdings wurden auch keine Fragen gestellt, als ich nach dieser Beziehung wieder mit Männern zusammen war, lange Jahre ausschließlich wieder mit Männern. Warum ausschließlich Männer? Hauptsächlich wohl deshalb, weil ich mich in heterosexuellen Kreisen aufhielt und es eben Männer und keine Frauen waren, die mir Avancen machten. Bis heute ist es übrigens so geblieben, dass meine sexuellen Kontakte zu Frauen (egal ob One-Night-Stand, Affaire, Liebschaft oder Beziehung) immer auf meine Initiative hin zustande kamen. Bei Männern war ich fast nie die, die die Initiative ergriff; da habe ich eher reagiert.

Tatsächlich aber sehnte ich mich in diesen mehr als zehn Jahren mit Beziehungen zu Männern auch immer wieder nach einer Frau. Meinen männlichen Beziehungspartnern habe ich das stets verschwiegen - um Fragen zu vermeiden, von denen ich glaubte, dass sie mir hätten unangenehm werden können. Je mehr Zeit verging, umso stärker habe ich die Tatsache, dass ich bisexuell bin, verdrängt. Aber ganz verdrängen lies es sich natürlich nicht und als wieder einmal eine Beziehung geendet war und ich mich nach der Trennung sehr stark auf mich selbst konzentrierte, kam alles Verdrängte wieder zum Vorschein.

Das war dann auch der Zeitpunkt, als ich zum ersten Mal zu einem uferlos-Treffen gegangen bin. Nicht, weil ich Rat gesucht hätte, sondern um andere Bisexuelle kennenzulernen und um Frauen zu treffen, mit denen ich gemeinsam auf Frauenpartys gehen könnte. Heute ist das Thema Bisexualität für mich wirklich ein alltägliches Thema. Ich bin nicht bei allen und jedem geoutet und sicherlich halten mich heute, da ich in einer Beziehung mit einer Frau lebe, viele für lesbisch. Aber auch, wenn ich nie Interesse daran hatte, mit Männern und Frauen zur gleichen Zeit zusammen zu sein, bin ich doch nach wie vor bisexuell, ich bin nicht früher hetero gewesen und heute lesbisch, ich bin bi.

Bisexualität und eine monogame Beziehung müssen kein Widerspruch sein. Dass meine Freundin lesbisch ist, bedeutet nicht, dass ich es auch bin. Das ich meine Bisexualität thematisiere und nicht verschweige, führt bei mir aber dazu, dass ich gar kein Bedürfnis habe, meine Sexualität mit beiden Geschlechtern auszuleben. In der Zeit, in der ich meine Bisexualtiät verschwieg, war das anders.

Ich bin glücklich, dass ich heute zu meiner sexuellen Orientierung stehen kann und dass die meisten Menschen in meinem Umfeld damit kein Problem haben (auch wenn sie es nicht alle verstehen können). Und ich bin glücklich, dass ich meine Bisexualität in meiner Beziehung nicht verschweige.

Denn das ist der Punkt, den ich wirklich bedaure und auch bereue: Dass ich früher meine männlichen Beziehungspartner in dem Glauben gelassen habe, ich sei heterosexuell. Einen Teil von sich zu verleugnen heißt auch, sich unfrei zu machen. Die Annahme, das Verschweigen der Bisexualität sei der für mich einfachere Weg, war sehr kurzfristig gedacht. Heute weiß ich es besser, zum Glück!


Renate & Peter
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Viellen Dank an Christian für das Aufnehmen und Umwandeln der Datei!!!


Peter K.
Gewußt habe ich es eigentlich ab meinem 12. Lebensjahr. Die schreckliche Pubertät begann und die kreisenden Hormone bewirkten plötzlich ein starkes Interesse für andere, vornehmlich gleichaltrige Jungs. Etwas belesen auf diesem Gebiet tat ich das als " homosexuelle Phase " ab, die wohl alle 12-/ 13- Jährige betraf, und dachte, das gibt sich.



 
Nachdenklicher wurde ich, als die vermeintliche Phase mit 18 und älter immer noch nicht vorbei war, obwohl sich mein Interesse und Bemühen auf Mädels richtete. Klar kannte ich auch schon mit 13/ 14 den Begriff " Bisexualität ", der damals vor allem im Zusammenhang mit Pop- und Rockstars a la´ David Bowie, Marc Bolan, Lou Reed und Mick Jagger Furore machte. Aber ihn auf mich selbst anzuwenden, mir einzugestehen, daß ich selbst davon betroffen war, dazu bedurfte es einiger Jahre. Erst in den 90-igern kam ich in Gesprächen mit einem Freund dazu, demjenigen, mit dem ich " es " schon seit Mitte der 80-ziger heimlich tat, was mir in der ersten Zeit heftige Gewissenskonflikte brachte. Ich konnte lange nicht von meinem heterosexuellen Selbstbild lassen, das durch mehrere langjährige Beziehungen ( inklusive einer Heirat ) mit Frauen so schön untermauert wurde.
Erst die Trennung von meiner ( Ex- ) Frau vor fünf Jahren, der damit verbundene Fall ins Bodenlose und Zusammenbruch meiner scheinbar so heilen Welt machten mich nach und nach bereit für den Schritt in die Offenheit.

Zunächst kam die Flucht in die scheinbar einfachere schwule Welt, die sich zunehmend als bunt und faszinierend erwies. All die damals schönen Orte der Kölner Szene habe ich nach und nach erkundet und bin in Ihnen, heimlich natürlich zunächst noch, abgetaucht. Toll fand ich die Parties, das Schulz, die Saunen und Kneipen sowie ab 2000 auch die schwule Internet- Welt.

Aber wie es weitergehen sollte, das hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen können. Daß es in Köln eine Bi- Gruppe gibt, las ich so Mitte 1998 zum ersten Mal ( ich glaube es war in der Stadtrevue ).

Kurz darauf tauchte ich zum ersten Mal auf einer Uferlos- Party auf, war von dieser aber weder hinsichtlich des Ablaufs noch des Publikums oder Andrangs beeindruckt.  
 

Dies führtedazu, daß ich die Bi' s erst mal wieder aus den Augen ließ.Im Januar 2000 wurde ich so heftig krank, wie ich es in meinem Lebenvorher noch nicht gewesen bin. Ich fing an mir Gedanken zu machen,warum ich gesundheitlich eigentlich so anfällig geworden warund das es notwendig sei, gegen zu steuern. Aber eine richtige Ideehierzu hatte ich eigentlich nicht.

  "Aber wie es weitergehen sollte, das hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen können".

Vom offenenGesprächskreis der Bi- Gruppe wußte ich auch schon länger.Dort hinzugehen hatte ich mir immer wieder vorgenommen, aber erstim April 2000 ist es dazu gekommen. Es sollte ein Versuchsballonsein. Einmal zu hören, wie andere mit ihrer Bisexualitätumgingen und vielleicht ein paar Tipps für mich heraus zu ziehen,war mein Ziel. Klar war ich im Gespräch wesentlich mehr heteroals schwul ( so 70 zu 30 ) und offen leben wollte ich schon garnicht.

Aber ich saß schnell in der " Falle ". Ich sah,daß viele Leute Ihre Bisexualität ganz und gar nicht( mehr ) versteckten, offen damit umgingen und lebten. Ein Denkprozeßkam in Gang, und es fing langsam in mir an zu brodeln. Ich begannmich gedanklich dem bis dahin Undenkbaren zu nähern und machtePlanspiele- wie es denn sei, wenn ich mich auch oute, wie meineFreunde und Familie reagieren würden, wie mein weiteres Lebenverlaufen könnte.

"Einmal zu hören, wie andere mit ihrer Bisexualität umgingen und vielleicht ein paar Tipps für mich heraus zu ziehen, war mein Ziel."  

Die Entscheidungfiel ( es mag kitschig klingen ) am Abend der CSD- Parade des Jahres.Ich ging erschöpft, aber glücklich nach Hause, entkamdem Gewitter, welches am Abend das Straßenfest ertränkte,und wußte, was ich zu tun hatte. Dieser Tag, den ich zu denwichtigsten meines Lebens zähle, hatte mir einen Kick gegeben,wie ich ihn in dieser Intensität vielleicht mein ganzes bisherigesLeben nicht gespürt hatte. Auf diesem Wagen glaubte ich zuverschmelzen mit all den Menschen, die an diesem Tag zu dem standen,was sie sind, und wollte nur noch genau so sein.

Klingt sehrpathetisch, nicht wahr? Ist es auch, aber ich stehe dazu. Was kam,ist ein kleines, aber sehr wichtiges Stück meiner persönlichenGeschichte. Nach und nach outete ich mich im gesamtem Freundeskreisund in der Familie.




  Auch die Nachbarn und meinen Vermieter nahm ich nicht aus, schon um den Rücken frei zu bekommen. Die Qualität meiner Freunde zeigte sich dabei unmittelbar; nicht einer schnitt mich oder kündigte die Freundschaft auf. Auch die Nachbarn haben keine Probleme damit. Die einzige, die sich etwas schwer damit tut, ist meine Mutter, vielleicht auch weil aus der Traum von Enkeln, deren Vater ich bin. Am Arbeitsplatz wissen einige Leute Bescheid, ansonsten hänge ich die Angelegenheit nicht an die Glocke, auch weil Dienst Dienst ist und Schnaps eben Schnaps.

Natürlich geht das Alltagsleben weiter, und die Zeiten werden im Moment bekanntlich nicht gerade besser.  
Aber ich denke, das man Druck von außen viel besser aushält, wenn man mit sich selbst im Reinen ist, d. h. keinen wichtigen Teil seiner Persönlichkeit versteckt. Ich habe mir vor drei Jahren eine große Tür geöffnet, von der ich nicht ahnte, daß es sie geben könnte. Seitdem lebe ich freier und selbstbestimmter. Ich wünsche allen anderen auch den Mut hierzu.

Claudia
Ichbin bisexuell und übrigens heiße ich Claudia. Alter Schwulenwitz.Aber ernsthaft. Es ist jeden Tag ein schönes Gefühl, aufzustehenund sich selbst in eine Schublade packen zu können, denn ichglaube, wir alle wollen doch irgendwo „dazugehören“.



Claudia
 
Eigentlich - so haben wir in unserem Flyer geschrieben - ist Sexualität nur ein Teil unserer Persönlichkeit. Aber derzeit bestimmt es einen großen Teil meines Lebens. Warum, das erzähl ich euch jetzt mal.

Wie ich es herausfand

Als ichAnfang 2002 zum ersten Mal vor der Garderobe der Uferlos-Partyim SchuLZ stand, hatte ich schon den langen Weg der Selbstfindung(das Wort musste ich einfach unterbringen) hinter mir: Bisdahin konstatierte ich: Ich hatte nie Interesse an Puppen,spielte lieber mit den Jungs Fußball und ging eine Weileauch eher als Junge durch. War das maskuline prä-pubertäreVerhalten ein erstes Zeichen für meine Sexualität?Später, in der postpubertären Diskozeit, konnteich mich auch nicht wie meine Freundinnen für die umherlaufendenLokalmatatore und Vorstadtelvise begeistern.

Stattdessen fragte ich mich:

Bin ich a) frigide? Oder b) lesbisch? Oder gar beides? Aber warum hab ich mich immer in meine Leinwandhelden wie Rock Hudson, Cary Grant und James Dean verliebt? Äußerte sich meine Sexualität in meiner Vorliebe für homo- bzw. bisexuelle Männer? Ich entschloss mich erst einmal für Plan B. Denn da waren es auch Katherine Hepburn oder Lauren Bacall... . Aber unter den Lesben fühlte ich mich wie ein Schaf im Wolfskostüm und stellt fest: Lesbisch bin ich auch nicht. Nach der Ausschlussmethode war ich also entweder asexuell oder bisexuell. Von ersterem war ich nie sonderlich begeistert. Somit hatte ich meine Schublade gefunden: bisexuell. Aber befriedigend war diese Erkenntnis noch lange nicht. Es fehlten Gleichgesinnte. Die Kommunikation untereinander verlief eher konspirativ. Hey Jungvolk, Internet war da noch nicht en vogue.

 



James Dean




KatherineHepburn
  So etwa verlief das klassische Outing in der damals einzigen Homodisko zu Hause:

Die Frausitzt neben Dir:
Frage: „Und, was machst Du hier so?" (der Gabitest)
Antwort: „Was glaubst Du denn, was man hier macht?“(das Ich-bin-keine-Gabi-Outing)

Frage:„Bist du lesbisch?" (das Chancenchecken)

Antwort:„Nein, bisexuell" (kritischer Moment)
Flüsternd: „Ich (ja) (eigentlich) auch." Volltreffer!

Wie ich zu Uferlos e.V kam

Und weilich nicht zu den notorischen Schweigern gehöre (was ichgelegentlich sogar aufrichtig bedaure), gab es nur den Schrittnach vorn, raus aus diesem „Ich gehöre zur Randgruppeeiner Randgruppe“-Verhalten.

Eine enormeHilfe dabei war der Umzug nach Bonn. Irgendwann schaffte ich es,statt stundenlang im Zug auf dem Weg nach Hause zu sitzen, zur Uferlos-Partyzu gehen. Und dann ging ich von der Garderobe die Treppe hinunterund im Drehbuch steht jetzt:

„Ichstand auf der Tanzfläche, tauchte ein in die Musik, spürtedie unbeschreiblich familiäre, offene Atmosphäre, dasAkzeptiertsein und fühlte: Jawohl, Du bist angekommen, hierbist du richtig, du gehörst hier dazu, du bist wirklich bisexuell.“

Leute, ich weiß,das klingt pathetisch und jeden, der mich als verklärte Spätromantikerinbezeichnet, reiß ich den Arsch auf, dass ein Bus reinfahrenkann. Aber es war so. Ich habe Freunde befunden, die so ticken wieich - obwohl wir unterschiedlicher nicht sein können. Denkwürdigsind das klassische Was-gefällt-Dir-am-Mann-und-was-an-einer-Frau-Gesprächin Fabian's Küche, das fröhliche Armin-sägt-Bi-Zeichen-aus-Claudia-hält-fest-und-Susann-fönt-die-Sägespäne-weg-Bastelnfür den CSD oder natürlich die CSD-Parade selbst.

Es gibt nichtnur die Sonnenseite

Ja, liebe Leser(und speziell für Inka:) liebe Leserinnen, das Bi-Leben findetnicht immer auf Zuckerwattewölkchen statt. Bi-Sein ist nichtein Trend wie der peinliche Madonna-Countryhut aus der „Music“-Ära,den man einfach wieder absetzen kann. Was macht man, wenn Sexualität(Katherine Hepburn) und Emotionalität (Cary Grant) auseinanderdriften?Gibt's dann nur das 68-er Matratzenlager? Oder nur offenen Beziehungenmit offenen (Bi-)Partnern? Und bin ich nicht zu einseitig, weilich mich überwiegend in der Freizeit in der Homo-Szene bewegeund Besuche von heterosexuell geprägten Studentenpartys fürmich wie Ausflüge in den Zoo anmuten? Kann ich kein Leben habenals Teil einer Familie wie im Neckermann-Katalog?

Der offeneWeg ist, da mach ich euch nichts vor, nicht immer einfach –obwohl ich selbstverständlich alle Vorzüge einer Stadtwie Köln genießen kann. Mein konsequentes Nicht-Verschweigenführt oft zur Thematisierung meiner Sexualität. Klar bestehtAufklärungsbedarf zu den klassischen Klischees wie „Wirsind per se untreu, haben immer Sex zu Dritt“ usw. Mies istaber der Vorwurf: „Musst Du das immer so raushängen lassen?".Nein! Aber wenn alle Männer z.B. in der Runde von ihrer Freundinreden, dann mach ich da auch mit. Die Reaktionen: „Wie Freundin?Aber Du siehst doch gar nicht so aus. Aber Du warst doch verheiratet...“Und schon bist Du mittendrin. Die Bisexualität klebt dann anDir wie Veet Enthaarungswarmwachs am Bein. Und es nerven auch Fragenwie: „Na, was willste heute?“

Deshalbbin ich dabei

Tja, seiteiner Weile bin ich im Orgateam aktiv, weil ich das „Dubist nicht allein“-Gefühl"- auch anderen vermittelnmöchte. Ich will, dass niemand einen Teil seiner Sexualitätverschweigen muss und ebenfalls das Aha-Erlebnis der Zugehörigkeit(ob mit oder ohne Romantik) erfährt.

DasTolle dabei ist: Ich bekomme positive Reaktionen und Menschenin meinem Umfeld werden sensibilisiert für eine Welt,die sie bisher noch nie gesehen haben. Und manchmal findensie dadurch eine neue, ihre Schublade. „Du sag mal, woranmerkt man, dass man bi ist?“ Also da waren zunächstCary Grant und Kathrin Hepburn...

CaryGrant & Katernine Hepburn
in HOLIDAY (1938)

 

Übrigens: Mich treibt nicht nur Missionarseifer oder Altruismus zum Engagement bei Uferlos, sondern die pure Neugier. Ich will wissen, was ihr so macht. Lasst uns diskutieren. Das Forum ist eröffnet (so etwas wollt ich schon immer mal sagen).
Ich bin bisexuell, ich hab es mir nicht ausgesucht, aber es ist gut so.


Fabian
Obwohl ich aus den konservativen Südstaaten, dem so genannten Bibelgürtel (Bible Belt) der USA komme, habe ich bereits seit meiner High School als Bisexueller gelebt, ohne jedoch eine feste Beziehung anzustreben. Erst als ich zum Studium nach Frankreich ging, habe ich zu ersten Mal mit einem Mann zusammengelebt.

Ich habe meinem Fruend gleich am Anfang der Beziehung gesagt, dass ich bisexuell bin. Er hatte Verständnis dafür und gab mir sogar die "Erlaubnis" Frauen zu daten.

Ich habe dieses Angebot geschätzt und fand es gut zu wissen, dass ich es könnte, wenn ich will.
 

Aber damals tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich das nicht wollte. Ich war schließlich treu und monogam (Glaub mir, es gibt einen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen).

Ich habe später einen Begriff für mein Verhalten entdeckt: Serielle Monogamie. Meine Beziehungen, die durchschnittlich drei Jahren hielten, waren mal mit einem Mann, mal mit einer Frau. Aber immer nach und nach nicht gleichzeitig. Bis zu meinem 30. Lebensjahr waren meiner Partner und Partnerin immer hetero oder schwul. Dann habe ich Julia bei der Bigruppe Gelsenkirchen kennengelernt. Sie war viel jünger als ich, und ich habe gar nicht mitgekriegt, dass sie auf mich stand. Alle in der Gruppe wussten es - nur ich nicht. Bis Jürgen, ein gemeinsamer Freund, mich aufgeklärt hat. Kurz danach hat Julia mich eingeladen, mit ein paar Freunden zusammen Silvester zu feiern. Mitternacht hatten wir unser eigenes Feuerwerk auf der Couch. Wir waren danach unzertrennlich. Obwohl sie ein eigene Wohnung hatte, hat sie mehr Zeit bei mir verbracht als in ihrer. Zum ersten mal hatet ich eine Partnerin, der ich nicht erklären musste, was es heisst bi zu sein. Sie hatte genau die gleichen Bedürfnisse wie ich. Ich hatte schon in den drei Jahren zuvor Beziehungen mit Heterofrauen. Aber ich merkte, dass mein Interesse an Männern wohl deshalb stärker war, weil ich es mit Männern nicht durfte. Sie hatten meine Bisexualiät so lange akzeptiert, wie ich sie nicht ausgelebt habe. Bei Julia war das anders. Zum ersten Mal hatte ich Sex außerhalb einer "Kernbeziehung". Dieser beschränkte sich aber auf One-Night-Stands meinerseits. Bei Julia, die nicht nur bisexuell sondern auch sado-maso veranlagt war, war das anders. Sie hatte einen Meister, der sie regalmäßig besucht hat.

Wir gingen mit allen Dingen offen rum. Infos über unsere Eskapaden haben wir mit einander geteilt, wir haben praktisch Notizen darüber ausgetauscht, wie es mit ihm/ihr war. Es wurde viel gelacht. Ich war auch neugierig, was da bei ihrem Meister stattfand. Julia hat daraus kein Geheimnisse gemacht. Wir sind einander sehr nah gekommen. Wir führten eine lange und sehr harmonische Beziehung. Die Beziehung endete, weil Julia keine Grenzen mehr gefunden hat bei ihrer Maso-neigung. Sie kam nach Hause mit Blutergüssen von den Hüften bis zum Fuß. Ich habe dann ein Ultimatum gestellt. Wenn sie keine Grenzen mehr finden konnte, dann mussten wir uns trennen - und so kam es auch. Das letzte, was ich von ihr gehört habe, ist, dass sie mit ihrem Meister nach Berlin gezogen ist und öfters im Kit-Kat Club zu sehen war.

Ich habe danach erst einmal eine Beziehungspause eingelegt. Später, als ich nach Köln umgezogen war, begann ich wieder zu daten. Ich wollte aber nichts festes. Zurzeit bin ich wieder zu einer festen Beziehung bereit. Wie das aussehen soll, ist nicht ganz Klar. Ich kann mir vorstellen, ein "drittes Rad" zu sein. Das heißt, ein Liebhaber eines festen Paares. Oder auch noch mal was mit ein Bi-Frau. Aber Monogamie kommt momentan (sag niemals "Nie") nicht mehr in Frage für mich. Eine Kernbeziehung würde ich aber gern führen. Durch die Bi-Gruppen habe ich verschiedenste lebensmodelle kennengelernt. Ich habe Menschen kennengelernt, die Single, verheiratet (auch mit Kindern!) sind oder klassische Dreiecksbeziehungen ausleben. Ich würde auch gerne Kinder haben, jetzt brauch ich nur noch die richtige zu finden -und ich weiß, dass das möglich ist!

Why do I call myself a bisexual?

For lack of a better word, I use bisexual. Although I have come to learn that this word means many different things to many different people. Before attending my first International Bi-Symposium in Berlin in 1996, I was naïve to believe that there I would encounter people like myself. It was here that I made first hand contact with bisexuals from all over the world. I was shocked to realize the diversity that appeared under this banner. There were: free spirited esoterics who seemed not to be able to have sex without making it into some kind of spiritual experience; the fetish orientated leather and S&M groups (some of them looked really scary); the usual loud exhibitionists and excentric types who would do or wear anything to get attention as well as many quite academical book-worm types not to forget about the hippies (yes they still exist, trust me) with their 1960s idealogy of make love (with everyone) not war. There were the Kinsey 1's and there were the Kinsey 5's.

Later, I met people that I would classify as bisexuels but who did not classify themselves as such and vice-versa. Though I was asked to be politically correct and accept there "self-definitions" no one wanted to give me the right to define and order the world the way I saw and understood it.

I realized that there were many facettes to bisexuality and in fact I see myself as a conglomerate of all of the above at certain times. I can be camp, I can be professional and cool, I can be nasty (always wanted to try hot wax) and I can be gentle, but to say that I am only one of these things would be wrong. I am bisexuel because bisexuality is multifacited. Bisexuality is complex, I am complex, I am Bisexual.
 
Kerstin
  Mein Name ist Kerstin, ich bin 34 Jahre alt und habe zwei Kinder. Ich bin bisexuell, und ich liebe mehr als einen Menschen. Ich bin verheiratet mit meinem Mann und führe eine Liebesbeziehung mit meiner Freundin. Außerdem entwickelt sich gerade eine weitere Bindung zum Mann meiner Freundin.

Wenn ich das so lese, hört es sich kompliziert an. Ist es für mich gefühlt aber gar nicht, im Gegenteil: Polyamor zu leben bedeutet für mich, meine Liebe zu beiden Geschlechtern frei fließen lassen zu können, und das führt bei mir zu innerer Gelassenheit. In einem Beziehungsnetz zu leben, macht mich glücklich. Mit der Aufzeichnung meiner "bisexuellen Lebensgeschichte" möchte ich ein Beispiel geben und zeigen, dass ein positiv gestaltetes Leben auch dann möglich ist, wenn man nicht der heterosexuell-monoamoren Norm entspricht.


So sicher fühlte ich mich nicht immer. Rückblickend habe ich früh entdeckt, dass ich bisexuell bin und auch mehrfach lieben kann, bereits als Jugendliche. Ich zog mich jedoch in eine monoamore Ehe mit meinem ersten Mann zurück. Polyamores Leben überforderte mich. Ich verdrängte auch meine Bisexualität, um dem Bild der Gesellschaft zu entsprechen und eine „gute Ehefrau“ zu sein, auch wenn mein damaliger Partner dies nicht forderte; ich stellte diesen Anspruch an mich selbst. Nach fast einem Jahrzehnt brach ich aus dieser Beziehung aus, damals noch nicht wissend, wie sehr alles mit meiner unterdrückten Orientierung zusammenhing.

Nach der Trennung legte ich mich in Kleinarbeit selbst wieder frei. Nach einem Jahr lernte ich meinen jetzigen Mann kennen, informierte ihn über meine Bisexualität und dass ich nicht monoamor leben wolle. Die ersten zwei Jahre klappte es auch gut mit der Offenheit für andere Menschen, doch bald nach der Geburt unseres gemeinsamen Sohnes zogen wir den Kreis um uns enger, lebten zwei Jahre mono – bis ich nicht mehr konnte, weil ich das Gefühl hatte, wieder unter dem Druck ersticken zu müssen. Ich vermisste meine Freundin, die ich in der Schwangerschaft kennen gelernt hatte, die Nähe zu ihr, ihre Berührungen und ihr meine Liebe zeigen zu können.

Jetzt stecken mein Mann und ich seit einigen Monaten wieder in einem mitunter sehr schmerzhaften Öffnungsprozess, allerdings weniger wegen meiner Freundin, die mein Mann mittlerweile akzeptiert hat, sondern wegen meinem Wunsch nach einer wie auch immer gearteten Beziehung zu ihrem Mann. Die guten Momente in unserer Ehe überwiegen aber eindeutig; deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir und unsere Beziehung daran wachsen werden.

Aus meinem bisherigen Leben habe ich eines gelernt: Ich möchte nie wieder gezwungen sein, monoamor zu leben. Für mich ist Monoamorie dann erzwungen, wenn Alternativen negiert werden, sei es durch mich selbst oder durch andere. Es ist mein Körper, mein Geist, und nur ich entscheide, wem ich ein Zusammensein mit mir – in welcher Form auch immer – schenke. Dieses Geschenk ist nicht durch einen Partner oder die Gesellschaft regulierbar, sondern allein durch mich. Meine liebevolle Alternative, bei der auch die Wege und Gefühle meiner Partner berücksichtigt werden, heißt Polyamorie, denn mit diesem Modell kann ich so leben, wie es für mich gut und richtig ist.

Für mich persönlich lassen sich meine Bisexualität und Polyamorie nicht trennen, sondern bedingen einander, weil ich mich so in meiner Ganzheit spüren kann. Ich genieße es viel zu sehr, beides gleichzeitig in meinem Leben haben zu können und zu dürfen, als darauf verzichten zu wollen. Das heißt nicht, dass andere Menschen, auch bisexuelle Menschen, nicht monoamor leben können/sollen/dürfen – nur ist es eben nicht mein Weg, und mir ist es wichtig, dass auch andere Menschen, die so fühlen wie ich, eine Alternative kennen. Ich plädiere für bewusste Entscheidungen, die nur dann möglich sind, wenn Alternativen bekannt und als potentiell lebbar eingestuft werden – und zwar auch vom Rest der Gesellschaft.

Es gibt da draußen so viele bisexuelle Menschen, die von den Liebesbedingungen, unter denen sie existieren (müssen), schier erdrückt werden, so wie auch ich mich phasenweise immer wieder erdrückt gefühlt habe; wie viel Lebendigkeit opfern wir, wenn wir monoamor leben, obwohl unser Herz sich auch noch nach jemand anderem sehnt? Ich habe meine Bisexualität und damit verbunden meinen Wunsch nach emotionaler und sexueller Offenheit oft als schwierig, mitunter sogar als verurteilenswert bis unerträglich erlebt. Was bin ich bloß für ein Mensch, dachte ich, dass ich meinem Partner so etwas zumute? Heute weiß ich, dass ich gut und richtig bin, so, wie ich eben bin, und dass die Menschen, die mich lieben, mich genau deshalb lieben: weil ich ich bin, und nicht ein Bild von mir, das ich glaube, erschaffen zu müssen, um irgendwelchen gesellschaftlichen Vorgaben zu entsprechen. Ich möchte nicht ausgegrenzt werden, weil mein Herz zeitgleich für zwei Menschen schlägt, so wie ich niemanden ausgrenzen möchte, dessen Herz nur für einen oder auch gar keinen anderen schlägt. Das Aufzeigen von Vielfalt erlebe ich als Auftrag an mich, und deshalb bin ich bei Uferlos. Außerdem trifft man hier viele nette, interessante, lustige Menschen, und die Treffen machen mir einfach Spaß! :-)

(2013)