Obwohl ich aus den konservativen Südstaaten, dem so genannten Bibelgürtel (Bible Belt) der USA komme, habe ich bereits seit meiner High School als Bisexueller gelebt, ohne jedoch eine feste Beziehung anzustreben. Erst als ich zum Studium nach Frankreich ging, habe ich zu ersten Mal mit einem Mann zusammengelebt.
Ich habe meinem Freund gleich am Anfang der Beziehung gesagt, dass ich bisexuell bin. Er hatte Verständnis dafür und gab mir sogar die "Erlaubnis" Frauen zu daten.
Ich habe dieses Angebot geschätzt und fand es gut zu wissen, dass ich es könnte, wenn ich will.

Aber damals tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich das nicht wollte. Ich war schließlich treu und monogam (Glaub mir, es gibt einen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen).

Ich habe später einen Begriff für mein Verhalten entdeckt: Serielle Monogamie. Meine Beziehungen, die durchschnittlich drei Jahre hielten, waren mal mit einem Mann, mal mit einer Frau. Aber immer nach und nach nicht gleichzeitig. Bis zu meinem 30. Lebensjahr waren meine Partner und Partnerin immer hetero oder schwul. Dann habe ich Julia bei der Bi-Gruppe Gelsenkirchen kennengelernt. Sie war viel jünger als ich, und ich habe gar nicht mitgekriegt, dass sie auf mich stand. Alle in der Gruppe wussten es – nur ich nicht. Bis Jürgen, ein gemeinsamer Freund, mich aufgeklärt hat. Kurz danach hat Julia mich eingeladen, mit ein paar Freunden zusammen Silvester zu feiern. Mitternacht hatten wir unser eigenes Feuerwerk auf der Couch. Wir waren danach unzertrennlich. Obwohl sie ein eigene Wohnung hatte, hat sie mehr Zeit bei mir verbracht als in ihrer. Zum ersten mal hatte ich eine Partnerin, der ich nicht erklären musste, was es heisst bi zu sein. Sie hatte genau die gleichen Bedürfnisse wie ich. Ich hatte schon in den drei Jahren zuvor Beziehungen mit Heterofrauen. Aber ich merkte, dass mein Interesse an Männern wohl deshalb stärker war, weil ich es mit Männern nicht durfte. Sie hatten meine Bisexualiät so lange akzeptiert, wie ich sie nicht ausgelebt habe. Bei Julia war das anders. Zum ersten Mal hatte ich Sex außerhalb einer "Kernbeziehung". Dieser beschränkte sich aber auf One-Night-Stands meinerseits. Bei Julia, die nicht nur bisexuell sondern auch sado-maso veranlagt war, war das anders. Sie hatte einen Meister, der sie regelmäßig besucht hat.

Wir gingen mit allen Dingen offen rum. Infos über unsere Eskapaden haben wir mit einander geteilt, wir haben praktisch Notizen darüber ausgetauscht, wie es mit ihm/ihr war. Es wurde viel gelacht. Ich war auch neugierig, was da bei ihrem Meister stattfand. Julia hat daraus keine Geheimnisse gemacht. Wir sind einander sehr nah gekommen. Wir führten eine lange und sehr harmonische Beziehung. Die Beziehung endete, weil Julia keine Grenzen mehr gefunden hat bei ihrer Maso- Neigung. Sie kam nach Hause mit Blutergüssen von den Hüften bis zum Fuß. Ich habe dann ein Ultimatum gestellt. Wenn sie keine Grenzen mehr finden konnte, dann mussten wir uns trennen – und so kam es auch. Das letzte, was ich von ihr gehört habe, ist, dass sie mit ihrem Meister nach Berlin gezogen ist und öfters im Kit-Kat Club zu sehen war.

Ich habe danach erst einmal eine Beziehungspause eingelegt. Später, als ich nach Köln umgezogen war, begann ich wieder zu daten. Ich wollte aber nichts festes. Zurzeit bin ich wieder zu einer festen Beziehung bereit. Wie das aussehen soll, ist nicht ganz Klar. Ich kann mir vorstellen, ein "drittes Rad" zu sein. Das heißt, ein Liebhaber eines festen Paares. Oder auch noch mal was mit ein Bi-Frau. Aber Monogamie kommt momentan (sag niemals "Nie") nicht mehr in Frage für mich. Eine Kernbeziehung würde ich aber gern führen. Durch die Bi-Gruppen habe ich verschiedenste Lebensmodelle kennengelernt. Ich habe Menschen kennengelernt, die Single, verheiratet (auch mit Kindern!) sind oder klassische Dreiecksbeziehungen ausleben. Ich würde auch gerne Kinder haben, jetzt brauch ich nur noch die Richtige zu finden – und ich weiß, dass das möglich ist!

Why do I call myself a bisexual?

For lack of a better word, I use bisexual. Although I have come to learn that this word means many different things to many different people. Before attending my first International Bi-Symposium in Berlin in 1996, I was naïve to believe that there I would encounter people like myself. It was here that I made first hand contact with bisexuals from all over the world. I was shocked to realize the diversity that appeared under this banner. There were: free spirited esoterics who seemed not to be able to have sex without making it into some kind of spiritual experience; the fetish orientated leather and S&M groups (some of them looked really scary); the usual loud exhibitionists and excentric types who would do or wear anything to get attention as well as many quite academical book-worm types not to forget about the hippies (yes they still exist, trust me) with their 1960s idealogy of make love (with everyone) not war. There were the Kinsey 1’s and there were the Kinsey 5’s.

Later, I met people that I would classify as bisexuels but who did not classify themselves as such and vice-versa. Though I was asked to be politically correct and accept there "self-definitions" no one wanted to give me the right to define and order the world the way I saw and understood it.

I realized that there were many facettes to bisexuality and in fact I see myself as a conglomerate of all of the above at certain times. I can be camp, I can be professional and cool, I can be nasty (always wanted to try hot wax) and I can be gentle, but to say that I am only one of these things would be wrong. I am bisexuel because bisexuality is multifacited. Bisexuality is complex, I am complex, I am Bisexual.